„Virenschutz, Wanderkarten, WhatsApp: Digitale Botschafter aus Jockgrim helfen Senioren ins Netz“ titelt das Wochenblatt für den Landkreis Germersheim den ausführlichen Artikel zu unserer Arbeit als Digital-Botschafter:innen, das 1-jährige Jubiläum u.v.m.
Jockgrim. Die Digitalen Botschafterinnen und Botschafter der Verbandsgemeinde Jockgrim sind eine bunte Truppe, im Alter zwischen 30 und 80, mit verschiedenen Interessen im Bereich Computer / Handy / IT. Es gibt die Gruppe, die sich durchweg ehrenamtlich engagiert, nun schon seit einem Jahr. Der erste Geburtstag wurde im September mit einer kleinen Zusammenkunft in den Räumen der VHS Jockgrim gebührend gefeiert. Im Rahmen der „Wochenblatt“-Themenreihe #zeigunsdeinehrenamt anlässlich der „Woche des bürgerschaftlichen Engagements 2024“ hat sich Redakteurin Heike Schwitalla mit den Digitalbotschaftern aus der Verbandsgemeinde Jockgrim über ihr ehrenamtliches Engagement unterhalten.
Die digitalen Botschafter in Jockgrim sind nun ein Jahr alt. Stellen Sie sich kurz vor. Wie viele Botschafter*innen gibt es, was genau ist ihre Aufgabe? Wie sind Sie zu diesem Amt gekommen? Sind Sie vom Fach?
Wir sind eine Gruppe von 10 Personen, im Alter zwischen 30 bis 80 Jahren, die für Seniorinnen und Senioren ab 60+ viele Themenfelder abdecken: Einführung und Umgang mit mobilen Geräten wie Smartphone, iPhone, Tablet, iPad – aber auch Lösen von Problemen mit dem PC. Unser Wissen beruht größtenteils auf Erfahrungen im Umgang mit dem PC, über eigene Kurse bei der VHS, aber auch berufliches Arbeiten im IT-Bereich.
Die Initiative zur Gründung und Einrichtung einer solchen Gruppe ging damals vom Gemeinderat der Ortsgemeinde Jockgrim aus. Aufgerufen durch eine Anzeige im Amtsblatt oder direkten telefonischen Kontakt, meldeten sich mehrere Personen (sowohl Frauen wie Männer), die sich bereit erklärten, das Amt ehrenamtlich zu begleiten. In einer Online-Schulung, ein Angebot der Medienanstalt Rheinland-Pfalz, wurden wir auf unser Ehrenamt vorbereitet.
Nach einigen Treffen der Digitalen Botschafterinnen und -Botschafter, wie wir uns inzwischen nennen, und Suche einer geeigneten Räumlichkeit starteten wir am 20. September 2023 unsere erste Sprechstunde. Und zwar im Obergeschoss der Gemeindebücherei Jockgrim. Dieser Raum entsprach unseren Anforderungen, vor allem mit seinem Internetanschluss und der Möglichkeit, kleine Gruppen mit unterschiedlichen Fragen/Problemen zu bilden.
Wir waren sehr gespannt, was auf uns zu kam. Im Nachhinein waren wir alle positiv überrascht über den Erfolg und Zuspruch der ersten Sprechstunde. Inzwischen ist die Zahl der Interessierten so angewachsen, dass wir uns nach einer größeren Räumlichkeit umsahen, die auch Internetzugang, Arbeiten mit Beamer und Arbeiten in kleineren Gruppen ermöglicht. Diese fanden wir in den Räumen der VHS Jockgrim. Hier besteht außerdem die Möglichkeit, mit Hilfe eines Aufzugs Ratsuchende – barrierefrei – zum ersten Stockwerk des Gebäudes zu befördern. Wir sind nämlich der Überzeugung, dass gerade die Personen mit körperlichen Einschränkungen sich scheuen, solche Treffs zu besuchen beziehungsweise das Angebot zu nutzen.
Wie viele Menschen haben Sie in diesem Jahr an den Computer/das Smartphone herangeführt?
Da unser Angebot nicht nur in unseren Treffs, die monatlich am 1. und 3. Mittwoch (auch in der Ferien- bzw. Urlaubszeit) stattfinden, teils regelmäßig, teils nur einmalig genutzt wird, lässt es sich schlecht einschätzen. In jeder offenen Sprechstunde betreuen wir immer 12 bis 15 Interessierte, dazu kommen viele Hausbesuche – zusätzlich bieten wir Online-Treffen über ZOOM oder Skype an. Auch hier kommen sich fast regelmäßig bis zu 10 Personen zusammen.
Werbung für die Sprechstunde machen wir mittels eines eigens dafür gestalteten Flyers, den wir an verschiedenen Stellen der Ortsgemeinden auslegen, oder auch den Teilnehmer*innen der Treffs zur Werbung für unsere Treffs mitgeben. Ständige Werbung machen wir auch durch eine monatliche Anzeige im Amtsblatt der VG Jockgrim, weiterhin im Internet auf der Verbandsgemeindeseite. Als weiteren Infokanal haben wir unsere Website www.dibojockgrim.de, auf der man nicht nur den Termin der nächsten Sprechstunde nachlesen kann, sondern auf der auch viele nützliche Infos zusammengefasst sind.
Was sind die häufigsten Fragen und Anliegen Ihrer Klienten? Was wollen die am Computer/Handy lernen?
Wir haben uns zur Regel gemacht, zu Beginn der offenen Sprechstunde ein gemeinsames Thema mit Hilfe des Laptops und Beamers zu bearbeiten: zum Beispiel an den mitgebrachten mobilen Geräten Frühjahrsputz vorzunehmen. Gemeinsam gehen wir Schritt für Schritt an den mitgebrachten Handys mit Unterstützung der Digitalbotschafter vor. Da stets mehrere Botschafter*innen vor Ort sind, kann allen Personen, die sich nicht selbst trauen, geholfen werden.
Manchmal bietet sich auch ein gemeinsames Thema durch aktuelle Ereignisse an – wie zum Beispiel der Probealarm über die App Katwarn. Nach der gemeinsamen Arbeitsphase werden in kleinen Runden Themen bearbeitet, wie beispielsweise das Einrichten der App Sophos (Virenschutzprogramm), der Umgang mit Komoot (ein Programm für Wanderer und Radfahrer), Onlinebuchungen, Bezahlungen mit Paypal, oder diversen anderen Apps wie Übersetzer für Sprachen.
Gibt es eine Geschichte, ein Erlebnis, das Sie besonders bewegt hat?
Einer Interessentin zu helfen, den Laptop von Anfang an kennenzulernen – das heißt: Wie schalte ich das Gerät ein. Was passiert dann weiter…! Heute kann die Interessentin E-Mails selbst schreiben, im Internet surfen und vieles mehr. Für uns wichtig, dass wir gut ankommen, dass unser Angebot angenommen wird. Und das funktioniert ganz gut, denn inzwischen kommen Interessierte nicht nur aus der Verbandsgemeinde Jockgrim, sondern auch aus anderen Orten, aus anderen Kreisen.
Ein ganz besonderes Ereignis: eine Teilnehmerin lud alle Digitalbotschafter*innen ein zu einem fröhlichen Abendessen in ihrem Garten ein.
Und nun das Jubiläum – wie wurde gefeiert?
Genau ein Jahr nach der ersten offenen Sprechstunde feierten wir unseren ersten Geburtstag in den Räumlichkeiten der VHS Jockgrim. Wir gestalteten eine Einladungskarte, die sowohl in Papierform, als auch über die Homepage veröffentlicht wurde. Einige Teilnehmende der Sprechstunde brachten Kuchen, Gebäck, Getränke mit. Wichtig waren aber auch die Gespräche untereinander. Sogar die beiden Bürgermeister (Verbands- und Ortsgemeinde) kamen kurz vorbei – wie auch eine Vertreterin der Kreisverwaltung. Es war einfach schön. Bestimmt wird dies im nächsten Jahr wiederholt.
Wie wird es mit den Digitalen Botschaftern in Jockgrim weitergehen?
Wie wird es weitergehen: Keine Ahnung – Das hängt von dem weiteren Zuspruch ab. Sollte die Gruppe weiterhin anwachsen, müsste man sich überlegen, ob man Anfängergruppen bildet. Auch Treffs mit speziellen Themen stehen im Raum: Online-Banking, Elster-Programm (mit Einladung von Experten). Wir sind auf dem besten Weg eine zukunftsfähige Hilfe für Senioren ab 60+ aufzustellen. Die Digitalen Botschafterinnen und Botschafter sind im Alter von 30 bis 80 Jahren. Somit ist die Palette an Erfahrungen und Hilfe, die wir geben können, sehr groß.
Vielen herzlichen Dank an Heike Schwitalla der Redaktion Wochenblatt Landkreis Germersheim für das ausführliche Interview und diesen großartigen Artikel!